Was fällt dir als erstes ein, wenn du das Wort “Dankbarkeit” hörst? Vielleicht hat Dir jemand ein Geschenk gemacht und du hast dich sehr gefreut und dich bedankt. Vielleicht hattest du eine Erkältung, und warst dankbar, als du wieder gesund warst. Die Katze, die 2 Tage verschwunden war, ist wieder aufgetaucht – und vieles mehr. Die meisten von uns verbinden Dankbarkeit mit einer Situation, in der uns etwas Schönes widerfährt oder wir große Erleichterung spüren. In den Lehren von Master Sha ist die Größte Dankbarkeit eine der 10 Qualitäten des Tao, der Quelle der Schöpfung. Es muß also etwas mehr dahinterstecken als das oben Erwähnte. Wie können wir uns das vorstellen?
Das Sandkorn auf der Nadelspitze
Vor einiger Zeit habe ich einen Film gesehen, der das Leben einer Familie in einer Jurte in Zentralasien dokumentiert. Die kleine Tochter hatte sich verirrt und in der Jurte einer weisen alten Frau Zuflucht gefunden. Diese Frau gab dem Mädchen eine Nadel in die Hand, mit der Spitze nach oben, und bat sie, Sand auf die Nadel herunter rieseln zu lassen. Auf die Frage des Mädchens, wofür das gut sei, antwortete die Alte, sie solle schauen, ob es ihr gelingt, daß ein Sandkorn auf der Nadelspitze liegenbleibt. Das ist unmöglich, sagte das Mädchen. Daraufhin antwortete die Alte, daß es so viele Seelen gibt wie Sandkörner, und die Chance, als Mensch zu inkarnieren ist so gering wie die Chance, daß ein Sandkorn auf der Nadelspitze liegenbleibt.
Vor diesem Hintergrund stellt sich die spannende Frage: War ich schon einmal dankbar dafür, jetzt und hier einen menschlichen Körper auf Mutter Erde zu haben? War ich jemals dankbar, eins von diesen verschwindend wenigen Sandkörnern zu sein, das auf der Nadelspitze liegen geblieben ist?
Wie groß ist Unendlich?
Aber es gibt doch so viele Menschen, magst du jetzt denken. So gering kann doch diese Wahrscheinlichkeit nicht sein? Es gibt zur Zeit knapp 8 Milliarden Menschen auf Mutter Erde. Die Seelenwelt ist unendlich. Unbegrenzt. Wir wissen nicht, wie viele Planeten, Universen und Galaxien es sonst noch gibt. Verglichen mit der Unendlichkeit ist eine Zahl von 8 Milliarden verschwindend gering. So begrenzt wie unsere Sichtweise ist oft auch das Ausmaß unserer Dankbarkeit.
Wenn wir unsere Perspektive erweitern, kann uns bewußt werden, daß wir eine von unzähligen Seelen sind, die das große Los gezogen hat, einen menschlichen Körper zu erhalten, um auf Mutter Erde zu leben, sich zu reinigen, zu wachsen und zu lieben. Fehler, die wir früher gemacht haben, wieder gut zu machen. Zu dienen, einen Beitrag zu leisten, damit andere glücklicher und gesünder werden. Wir können als Mensch auf Mutter Erde unsere spirituelle Reise um ein Vielfaches stärker voranbringen als im Himmel…
Die Engel stehen Schlange
Vor vielen Jahren habe ich den Satz gelesen, daß unzählige Engel im Himmel Schlange stehen und warten, bis sie einen menschlichen Körper erhalten dürfen und all die Erfahrungen machen dürfen, die wir täglich machen und über die wir uns oft beschweren oder schimpfen. Kurze Zeit später habe ich meinen Finger mit kochendem Wasser verbrannt und es tat sehr weh. Ich dachte an diesen Satz und die vielen Engel, die so gerne wissen würden, wie sich das körperlich anfühlt. Ich blickte zum Himmel und sagte: “Danke für den Schmerz, danke daß ich einen Körper habe und diese Erfahrung machen darf.”
Augenblicklich, und das ist wirklich wahr, hörte der Schmerz auf und die Rötung ging zurück. Der Schmerz kam auch nicht wieder.
Leider habe ich diese intensive Erfahrung von damals nicht speichern und weiterhin anwenden können, doch die Lehren sind zu mir zurückgekommen und immer noch wahr.
Was geschieht wirklich, wenn wir Schmerzen haben? Wenn wir wütend, aufgebracht oder traurig sind? Wenn etwas geschieht, mit dem wir nicht klar kommen? Wie sind unsere Gefühle und Gedanken über die Situation, über uns selbst und andere in diesem Moment? Durch aufrichtige innere Beobachtung stelle ich immer wieder fest, daß es irgendwo in meinem Inneren eine Stimme gibt, die sich beschwert und klagt, wenn es mir nicht gut geht. Wenn ich dann meine Seele nach der Lektion frage, kommt fast immer: “Probiere es stattdessen mit Dankbarkeit.”
Das wirklich Faszinierende ist, auch wenn ich mich überhaupt nicht dankbar fühle… sobald ich sage: “Ich bin dankbar für diese Schmerzen, denn sie zeigen mir, daß hier etwas im Ungleichgewicht ist, und jetzt darf es sich transformieren” – verändert sich alles. Ich erhalte Licht von oben, mein ganzer Körper wird leichter und die Schmerzen werden weniger. Manchmal hören sie sogar ganz auf. Ich fühle mich mehr geerdet und im Frieden mit mir selbst.
Die Größte Dankbarkeit bedeutet nicht, dankbar zu sein für das Gute, das uns widerfährt. Die größte Dankbarkeit ist dankbar für ALLES, was uns widerfährt, und transformiert dadurch ALLES.
Natürlich ist es eine Herausforderung, dankbar zu sein, sich soeben den Knöchel verstaucht zu haben. Mit einem kleinen Perspektivwechsel ist es jedoch ganz einfach und führt zu erstaunlichen Resultaten. Vielleicht magst du es ja mal ausprobieren…
In Liebe und Dankbarkeit,
Eva Cornelia
Danke liebe Eva Cornelia für diese Zeilen u. Sichtweisen. Tut gut das zu lesen.
Wow….weise und wichtige Worte. Danke!!
Liebe Eva!
Deine Worte haben mich tief berührt. Es trifft auf mich zu, dass ich noch nie Dankbar war für unerwünschte Situationen und dafür hier auf dieser Erde existieren zu dürfen. Alleine das Gefühl, das auftauchte, als ich erfasste welch unsagbar großartiges Erlebnis und welcher Segen es ist überhaupt auf der Welt sein zu dürfen hat mir die Tränen in die Augen getrieben.
Du sprichst mit deinen Worten das Innerste meines Wesens an – ich danke dir dafür.
Tina